die ganzen Jahre mit der Schizophrenie, konnte ich mir vorstellen, Gedanken eines Suizides zu haben. Das kam auf keinen Fall für mich in Frage, und dies ganz tief in meinem Inneren. Ich habe immer gesagt, dass ich dafür zu sehr das Leben liebe.
Auch jetzt bin ich wieder Galaxien von solchen Gedanken und Gefühlen entfernt. Wichtige Aufgaben geben mir Schwung und Halt. Nur ein wenig stressfreier könnte es zurzeit sein. Bei uns Zweien ist ganz schön was los.
Am liebsten würde ich diesen jetzigen Zustand in mir ganz ganz fest halten. Ich spüre wieder mal, dass meine Augen von Innen heraus leuchten.
Aber, dass ich vor ein paar Wochen diese schlimmen Gedanken hatte und vor allem auch den inneren Drang spürte, mir das Leben zu nehmen, DAS war ein Weckruf.
Ich liebe doch das Leben und es hält noch so viel Interessantes für mich bereit. Wie werden sich meine Jungs entwickeln, wie werde ich mich in den nächsten Jahren weiter entwickeln, auch handarbeitstechnisch gehen mir die Ideen nicht aus und noch viel mehr.
Eigentlich ist es nicht nachvollziehbar, dass es mich zum Tod hingezogen hat.
Ich glaube, der Schock, dass mein großer Sohn so stark drogenabhängig ist, hat in diesem Jahr den Stoffwechsel in meinem Gehirn mächtig aus dem Gleichgewicht gebracht. Denn letztendlich ist die medizinische Ursache für Depressionen ein Fehler im Stoffwechsel des Gehirns. Oder sehen wir es mal ganz einfach - dieser Schock hat mich aus der Bahn geworfen. Und das kam noch in Schüben. Denn mal hab ich es nicht an mich ran gelassen und dann gab es immer wieder Phasen, wo es mich total umgehauen hat.
Ein Schlüsselerlebnis hat dazu geführt, dass ich jetzt langsam im Reinen bin mit meinem Sohn, mit seiner Drogensucht und auch damit, dass er vor mir sterben könnte. Dieses Schlüsselerlebnis lässt sich nicht mit ein paar Worten erklären. Ich könnte noch nicht mal zum derzeitigen Zeitpunkt darüber sprechen und es richtig erklären. Aber mein Inneres wächst gerade daran. Und das ist gut. Und das tut mir gut.
Und der jetzige Zustand macht mich stark. Auch stark für kommende Tiefs. Das weiß ich.
Aber, um nochmal zum Anfang zurück zu kommen: Ich konnte es mir wirklich mein ganzes vergangenes Leben nicht einmal annähernd vorstellen, solche Gedanken zu haben. Ich habe mich mit Menschen, auch mir nahen Menschen, schon öfter vorher über ihre Selbstmordgedanken unterhalten. Ich habe auch den Grund dafür verstanden, weil es ihnen wirklich dreckig ging, so dreckig wie ich es in meinen schlimmsten Zeiten ja schon kannte, ABER ich konnte es innerlich nicht nachvollziehen, diesen Schritt zu machen. Da war bei mir eine Sperre, DAS ging einfach NICHT. DAS war für mich in keinster Weise DENKBAR!!!!
Aber jetzt weiß ich, wie es ist, wenn man aus dem allertiefsten Inneren nicht mehr leben will. Obwohl man nüchtern betrachtet, viele gute Gründe hat, zu leben. Das kann man jemanden, der das nie erlebt hat, gar nicht erklären. Ich hab es ja auch lange nicht verstanden. Es ist wie mit so vielem, man muss es erst erlebt haben, um zu verstehen.
ABER, ICH W I L L LEBEN!!!!
Und deshalb arbeite ich an mir, so intensiv, wie ich noch nie an mir gearbeitet habe. Gedanken des Aufgebens inbegriffen. Und ich habe noch einen langen Weg vor mir.