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Dienstag, 9. November 2010

Bin gerade zurück

von meiner Selbsthilfegruppe.

Heute haben wir es nun geschafft, uns die Ausstellung anzusehen, was ja eigentlich schon für Ende Oktober geplant war.

Da die Gruppe der Klinik in unserer Stadt angegliedert ist, war die Ausstellung auf einer Station zu sehen. Sie zeigt Bilder in Öl und Aquarell von einer Frau, die seit 2002 Patientin der Klinik ist. Mich hat in erster Linie beeindruckt, wie toll sie malen kann, da sie sich mit dieser Kunst erst seit ihrem ersten Klinikaufenthalt beschäftigt. Sie nutzt das Zeichnen als eine Möglichkeit der Therapie. Dementsprechend vielfältig sind ihre Bilder. Ein sehr positives Bild - es stellt zwei Kinder dar, welche auf einem Bootssteg sitzen - hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Abgerundet wurde dies von einem wunderschön gestalteten Himmel in rötlichen Farben - was mich ja soundso schon immer sehr begeistert. Ein anderes Bild heißt "Loslassen können" und zeigt zwei Hände, die ineinander liegen - die eine Hand ist deutlich älter als die andere. Bewegt hat mich das Bild "Schneckenhaus". Auf diesem ist eine ins sich verschlungene, zusammengekauerte Frau zu sehen.

Ich habe ja auch bei meinem letzten Klinikaufenthalt entdeckt, dass mich Zeichnen gut entspannen kann. Auch wenn ich bestimmt nicht perfekt zeichne, es macht mir viel Spaß. Und ich bewundere Menschen, wie die Künstlerin der Ausstellung, welche so super zeichnen können.

Während des Betrachtens der Bilder haben wir uns ein bisschen untereinander ausgetauscht und unsere Empfindungen geäußert. Zurück im Gruppenraum kam dann jedoch keine von mir erhoffte Diskussion mehr darüber instande. Aber trotzdem, das Ansehen der Bilder hat mir etwas gegeben, worüber ich bestimmt noch ein Weilchen nachdenken werde.

Niedlich fand ich die Begebenheit, als ein älterer und ein jüngerer Mann unserer Gruppe (der eine ca. 70 Jahre und der andere vielleicht Mitte 40) hoch erfreut über ein Bild waren, welches drei Freunde darstellte - drei Jungs, lässig angezogen, die sich freundschaftlich umarmend einen Weg entlang gingen. Der ältere Mann war so überwältigt, dass er spontan den jüngeren umarmte. Beide lachten und sahen in dem Moment glücklich aus.

Dadurch, dass anschließend keine große Diskussion aufkam, hatte ein junger Mann (31 Jahre alt) noch die Gelegenheit, mit uns über Wahnvorstellungen zu diskutieren. Wir haben da sogar unsere Stunde überzogen und er hat zum Abschluss gesagt, dass er sich jetzt leichter fühlt und es ihm gut getan hat, mit uns darüber zu sprechen.

Auch ich bin immer wieder froh, dass es diese Gruppe für mich gibt. Und wenn ich dann im Anschluss noch von einer jungen Frau unserer Gruppe gefragt werde, ob sie ihre neu gekaufte Winterjacke anziehen kann, oder ob sie ihr vielleicht doch zu eng ist, dann merke ich nun auch, dass ich nicht mehr die "Neue" bin, sondern schon richtig dazu gehöre.