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Mittwoch, 11. Oktober 2017

Hey, was für ein Wunder,

ich hab endlich mal wieder richtig Lust zum Posten.

Es ist verrückt, da quäle ich mich wochenlang mit bleiernder Müdigkeit und dann entwickelte es sich auch noch zu quälenden Depressionen. Und auf einmal gestern, nach dem Besuch meiner Gruppe und einem mutmachenden Gespräch mit meiner Psychiaterin, konnte ich mich aufraffen, um einen Stadtbummel zu machen. Am Anfang quälten mich noch sehr die Depressionen, so dass ich am liebsten sofort wieder umgekehrt wäre. Jedoch spätestens als ich im Bus saß überwog die Freude, unterwegs zu sein.

Ich hatte mir vorgenommen, eine dicke heiße Schokolade in einem Café zu trinken, welches nur wenige Plätze hat. Diese waren natürlich alle besetzt. Also ging ich weiter zu einem kleinen interessanten Buchladen und stöberte dort nach Herzenslust. Danach entschloss ich mich, mir den ersten Eisbecher in diesem Jahr zu gönnen. Dieser hat meiner Seele richtig gut getan. Danach ging ich nochmal zu dem Buchladen zurück, weil ich mich entschlossen hatte, mir ein Sprüchebuch von Rilke für jeden Tag des Jahres zu gönnen. Und schon konnte ich zufrieden meinen kleinen feinen Stadtbummel beenden. Und das ganze ohne spürbare Reizüberflutung. Das hab ich doch gut hinbekommen. Im Gegensatz zu meinem letzten Stadtbummel vor vielen Monaten, habe ich diesmal alle anderen Schaufenster links liegen gelassen. Das war die richtige Strategie.

Dieser Stadtbummel hat mir zwar leider so viel Schwung gegeben, dass ich vor lauter Überdrehung erst nach 4 Uhr heute früh eingeschlafen bin. Aber seitdem ist diese ewig sinnlose und grundlose Traurigkeit wie weggeblasen. Ich spüre wieder meinen alten Schwung und Freude an den Dingen, die ich tue, in mir. Ach ist das angenehm. Seit meiner Entlassung Ende August konnte ich mich ja an nichts, was ich tat, erfreuen. Alles war nur einfach zäh, als würde mich ein Gummiband festhalten.

Nun hoffe ich, dass dieses schöne Gefühl lange anhält.

Ich denke, ich musste mich, wegen der Müdigkeit, erst einmal an die höhere Dosis meiner Spritze gewöhnen. Und die Depressionen sind den Stimmungsschwankungen, die ich seit nun schon 3 Jahren habe, geschuldet. Aber da hat mir meine Ärztin am Dienstag viel Hoffnung gemacht. Sie ist davon überzeugt, dass mir das neue Medikament gut helfen wird. Es ist stimmungsausgleichend und daher besteht auch nicht die Gefahr von Manie. Sie hat zu mir gesagt, dass sie denkt dass ich an der Grenze von paranoider Schizophrenie und schizoaffektiver Störung bin. Das sieht sie so, weil ich extreme Stimmungsschwankungen habe, was auf letztere Erkrankung hindeutet. Gut, dass sie mich mal mehrere Wochen in der Klinik erlebt hat. Sie hat sich sehr viele Gedanken um mich gemacht und immer wieder Rücksprache mit dem Oberarzt gehalten.

Ich bete dafür, dass dieses neue Medikament mir endlich endlich endlich Linderung bringt.

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Auch wenn die Freude und der Schwung völlig weg waren, habe ich immer mal wieder zwischendurch ein paar Maschen gestrickt. In den letzten Tagen sind zwei Stirnbänder für eine 2 Monate junge Püppi aus der Familie entstanden. Und jetzt habe ich ein Paar Socken für die 3-jährige Tochter unserer Freunde auf den Nadeln.

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Außerdem haben wir einen schönen Tag in Potsdam verbracht. Dieser Tag hat mir auch eine Pause von den Depressionen verschafft. Wir waren wunderbar kroatisch Essen, ich habe in einem Wolleladen gestöbert und wir haben den Park von Sanssousie besucht.

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Zum Ende dieses Posts lasse ich Euch noch den Spruch von Rilke da, der mich gestern beim Blättern in meinem neuen Buch besonders angesprochen hat:

"Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen."