Komm, tauch ein, auch hier kann es so richtig gemütlich sein!

Donnerstag, 10. März 2011

Sehr interessant

war es am Dienstag in meiner Gruppe.

Es fing recht harmlos an. Niemand hatte ein bestimmtes Thema, über das er mit den anderen reden wollte. So hat ein Mann einen Zeitungsausschnitt vorgelesen. Es sollte wieder eine Konzentrationsübung werden. Darin ging es um Andrea Berg - insbesondere um ihre Partnerschaften und wie wichtig es ist, den anderen zu akzeptieren.

Das Wort "akzeptieren" war dann der Stichpunkt für eine große Diskussion. Ein Mann fing an, darüber zu reden, wie sich seine Gedanken kreiseln, wenn er vor einer Entscheidung oder einem Termin steht. Die Gedanken hören einfach nicht auf zu kreiseln, so schlimm, dass sein Kopf brummt, er kommt einfach nicht davon los. Das kann er nicht akzeptieren und wollte von uns wissen, was er dagegen machen kann. In der Diskussion kam heraus, dass es den meisten von uns genauso geht, jedoch mit anderen Symptomen. Vielen bekamen Bauchschmerzen und Unruhe. Auch ich konnte berichten, dass mich Sachen, die vom normalen Alltag abweichen, so umhauem, dass ich nur noch daran denken kann. Alle Möglichkeiten spiele ich gedanklich wieder und wieder durch - die Gedanken kreisen nur noch um dieses Thema, ich werde sehr unruhig und kann mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
Nun war jedoch auch die große Frage: Was kann man dagegen tun. Ablenken! Was jedoch nicht so einfach ist. Der Mann sagte dann auch, dass es weniger wird, wenn er dann mit dem Fahrrad unterwegs ist und er ein bestimmtes Ziel hat. Ich konnte zu dieser Diskussion beitragen, indem ich berichtete, wie gut es mir in diesem Moment tut, mit meinem Freund ausführlich darüber zu reden. Er kennt mich so gut und hat so ein feines Gefühl für mich, dass er da immer die richtigen Worte findet.
Aber dieser Mann, welcher die Diskussion eröffnet hatte, hat leider nicht wirklich jemanden zum Reden. Keine Freunde, die dafür in Frage kämen, keinen Partner. Er hat auch das Problem, welches ich gut kenne, wenn er einige Zeit mit mehreren Menschen zusammen ist, dass er hinterher keinen klaren Gedanken fassen kann und es ihm sehr schlecht geht. Deshalb ist es für ihn auch schwer, Freunde zu finden.Aber es tat ihm sehr gut, in der Gruppe darüber sprechen zu können. Hier fühlt er sich wohl.
Ablenkung ist für ihn auch nicht so einfach, da er so wenig Geld hat, dass er sich kein Hobby leisten kann. Fahrradfahren ohne bestimmtes Ziel erfüllt ihn nicht. Als ich im vorschlug, doch dabei den Fotoapparat mitzunehmen, entgegnete er, dass er dafür ja auch Geld braucht. Ist das nicht traurig, er hat nicht mal Internet.
Ein anderer Mann aus der Gruppe hat ihn gefragt, ob er Schach spielen kann. Er selber spielt so gerne Schach, hat aber leider keinen Partner. Na, das wäre doch etwas.
Die meisten berichteten von ihren Hobbys - Garten und Musik zum Beispiel.

Ich hab aus dieser Diskussion vieles für mich mitnehmen können:
- die Dankbarkeit, einen tollen Partner zu haben
- die Dankbarkeit, einen Computer und Internet besitzen zu dürfen
- darüber nachzudenken, mit dem Fahrrad mehr fahren zu wollen und den Fotoapparat mitzunehmen
- und die Bestätigung, dass man mit dieser Krankheit besonders sensibel ist.