Komm, tauch ein, auch hier kann es so richtig gemütlich sein!

Sonntag, 30. Juli 2017

Kurzer Lagebericht

Heute ist der erste, schon recht angenehme Tag für mich. Hier auf Station ist Sonntagsruhe. Alle, außer wir paar Sonderfälle, haben Heimaturlaub.
Und da ich seit Freitag schon alleine auf dem Zimmer bin, komme ich nun langsam zur Ruhe.

Keine Hektik ist zu spüren. Auch auf Station nicht. Unsere zwei schwierigsten Männer kommen nun auch langsam zur Ruhe. Außerdem läuft auch so alles viel langsamer ab. Keine Therapien. Nicht so viele Leute im Speiseraum. Sonst sind wir  bis zu 18, heute nur 7. Das macht schon was aus.

Ich musste ja lächeln. Assu, unser iranischer Mitpatienten, fragte mich eben nach einer guten Pizzeria hier vor Ort, weil er großen Appetit auf Pasta hat. Er bestellte sich dann gleich ein ganzes Menü mit großem Salat und Pasta mit Champions und Schinken. Als ich ihn danach fragte, meinte er, ich könne was abbekommen. Oh nöööö, borr!!!!! Ich bin noch satt vom Mittag. Da mussten wir beide lachen.

Ich bin beim Mittagessen jetzt auf Vegetarisch umgestiegen. Jeden Tag Fleisch bei Vollkost wurde mir nach 4 Wochen langsam über. Ich hatte jedenfalls meine Pasta kostenlos. Aber mit ziemlichen pampigen Nudeln. Bääääh 😝😜

Donnerstag, 27. Juli 2017

Meine Gefühle - genau in diesem Moment



Lächeln, Strahlen, beflügelt vom Leben, Weinen vor Glück und Weinen vor Schmerz - das alles an einem Tag. Das ist Psychose. Das ist aber auch das Leben. Das ist mein Leben. Das bin ich. 

Und schon wieder drücken zwei kleine Tränen durch. 

Danke!  Das Leben ist sooo schön. 

Und jetzt heule ich. Ja ich heule einfach alles raus. Den Schmerz, dass mein geliebter Schatz so mit mir leiden muss. Ja, das besonders. 
Den Schmerz, den ich spüre, wenn die Last der Krankheit zu schwer wird. 

Was wir beide seit Jahren durchmachen. 

Und dann drückt sie wieder durch - die Hoffnung. Die ich nie verloren habe. In der ganzen Zeit. Jedenfalls nie ganz. 

Und war sie weg, warst Du immer für mich da, mein Herzallerliebster. IMMER!!!!

Jede Sekunde. Sei es mitten in der Nacht gewesen. Du warst da - für mich. 

Und deswegen tut es so unendlich weh, Deine Angst zu sehen - um mich - in Deinen schönen Augen. In genau diesem Moment fließen meine Tränen. Sie bilden einen tröstenden Film über meinen Wangen. Das ist eine Wohltat. 

Nun kam gerade meine Kathrin in unser Zimmer. Sie teilt mit mir ihre Sorgen. Wir weinen beide - gemeinsam. Und spüren, unsere erst so frische Freundschaft ist schon so stark. 

Und genauso stark, meine liebe Mutti, empfinde ich auch die Liebe zu Dir. Ich weiß jetzt, sie ist unkaputtbar. 😌❤️

Mittwoch, 26. Juli 2017

Herr P. kann nicht mit Kathrin,

Und Kathrin kann nicht mit Herrn P.

Das beobachte ich schon eine Weile. Ich verstehe beide auf ihre Art. Aber ich glaube, dieses Wunder, dass beide zueinander finden, passiert bei diesem Klinikaufenthalt nicht mehr.

Aber ich habe Euch ja Herrn P. noch gar nicht vorgestellt.

Vorhin, als ich ihn fragte, wie alt er sei, war ich wirklich über die Antwort erstaunt. Ich hatte ihn höchstens auf 70 geschätzt. Er ist sehr sportlich und daher automatisch schlank und noch sehr locker in seinen Bewegungen. Ich habe mich schon ab und zu kurz mit ihm unterhalten. Und das waren interessante Themen. Ich merkte nur, dass er auch sehr mit der Konzentration zu tun hat. Er verhaspelt sich in längeren Gesprächen dann oft. Aber dass er schon bald 80 wird, hat mich doch verblüfft.

Jedenfalls hatten wir eben, beginnend durch meine Nachfrage, ein längeres Gespräch. Es ging vor allem darum, wie entspannend sportliche Betätigung sein kann. Dieses Gespräch endete dann in einer für mich fruchtbaren Diskussion darüber, weil ja nun mal Herr P. und Kathrin nicht miteinander können. ;o)

Menschen zu beobachten, ist schon sehr interessant. Ich glaube, manchmal sitze ich mit großen Augen da und wundere mich einfach.

So, Ihr Lieben, gleich gibts Mittagessen. Man hangelt sich ja bekanntermaßen in Kliniken von Mahlzeit zu Mahlzeit. Lach.
Ich weiß nicht, was es heute gibt. Da lasse ich mich, wie immer einfach überraschen.

Und danach ein kurzes Päuschen auf dem Bett. Denn 13.00 Uhr beginnt die Therapie "Aktivität in der Gemeinschaft". Bei dieser sollen die Patienten der Station gemeinsam etwas unternehmen. Bei dem Regenwetter spielen wir heute Gesellschaftsspiele.

Tschüssi 😀

Montag, 24. Juli 2017

Meine liebe Brigitte,

wie das Leben so mit einem spielt, bin ich letzten Dienstag als Notfall wieder in meine Klinik gegangen. Ich bin sozusagen wieder am selben Ort, wie 4 Tage vorher - im selben Bett mit derselben Zimmernachbarin. Als hätten beide auf mich gewartet.

Ich schreibe jetzt hier vom Handy aus. Der modernen Technik sei es gedankt. ;o)

Ja, da hat mich doch die Psychose mit der vollen Breitseite erwischt. Wegen extrem echter, von fremden Bildern begleiteten  Suizidgedanken, die nicht von mir waren, entschloss ich mich in Absprache mit meiner Ärztin, die Station erst einmal nicht zu verlassen. Und so ist es auch jetzt noch.

Ich hab Zeiten, wie heute Abend, an denen ich wunderbar angenehm klar im Kopf bin. Aber viele Stunden bekomme ich kein klares Wort aus meinem Mund, habe Gedanken, die durcheinander purzeln, ecke überall an und laufe wie betrunken durch die Station. Kein schönes Gefühl, sich nicht so normal zu verhalten, wie die anderen hier. Somit gehöre ich zu der Gruppe hier, die mehr oder weniger verwirrt sind. Und ich kann Dir sagen, wir 4 verstehen uns untereinander sehr gut. Wir müssen nur ganz ruhig an die Gespräche heran gehen und nicht so aufgeregt. Sonst purzeln die Worte wieder.

Nochmal zu den Suizidgedanken, damit Du es besser verstehst: ich habe als Halluzination meinen Fön als Großbild vor mir gesehen und völlig fremde Gedanken sagten mir, dass ich mich doch damit erhängen kann. Das war sehr gruselig für mich. In diesen Tagen stieg auch mein Blutdruck auf über 200. In voller extrem starker Panik bat ich meine Zimmernachbarin, unsere Föhne in ihren Schrank zu schließen. In kürzester Zeit bekam ich dann Bilder von allen möglichen Gegenständen mit den selben Gedanken begleitet. So schnell konnte niemand gucken, wie ich alles zusammen packte und panisch zu den Schwestern brachte. Vom gesamten Strickzeug, über die Nagelschere, mein Schlüsselband und das Ladekabel, brachte ich alles hin.

Heute kann ich sagen, dass ich den ersten Tag seit Donnerstag nicht mehr solche Gedanken habe. Gestern hatte ich nur nochmal einen Anflug voll Panik, weil ich mir nicht sicher war, ob ich auch meine Nagelfeile abgegeben hatte. Aber als ich das nachprüfte, war ich sehr beruhigt. Sie war natürlich auch bei den Schwestern.
Heute hatte ich "nur" die vielen oben beschriebenen Stunden voller Verwirrtheit. Naja, das reicht zwar auch. Aber ich sehe langsam das Licht am Ende des Tunnels. Der alte Kampfgeist ist wieder in mir erwacht. Wie lange musste ich ihn vermissen.

Mein Schatz leidet natürlich unendlich mit. Das könnt Ihr Euch sicher vorstellen. Um ihm Mut machen zu können, mobilisiere ich natürlich auch meine Superwoman-Kräfte. Das erinnert mich sehr an meine Zeit mit dem Krebs. Alle Lieben sagten mir damals: "Ina, Du machst uns Mut. Dabei sollte es doch andersrum sein". Ja, genau diese Kraft spüre ich wieder in mir.

Ja, meine liebe Brigitte, ich hab wieder Großes vor mit meinem Blog. Du wirst staunen, ich hab ihn wieder öffentlich gemacht. (Und schwubdiwub, hat mir gleich unsere Elke geschrieben 😊).
Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wieviel wertvolle Notizen ich mir in den letzten Tagen für mein "Baby" im Handy gemacht habe. 30? ... ca. ☺️

So, und nun wünsche ich Euch noch einen schönen Abend.

Ich selbst werde noch ein bisschen nach meinen Notizen schauen.

Tschüssi Ihr Lieben 🤗


Samstag, 15. Juli 2017

Langsam fange ich wieder an,

meinen Blog zu lieben.

Auf einmal, wie aus dem Nichts, purzeln wieder die Themen.

Naja, ich hab ja auch einiges in den letzten zwei Wochen erlebt. ;o)

Viola

Mit Viola hatte ich am Anfang so meine Schwierigkeiten.

Sie kam mir, mir gegenüber so abwehrend vor. So als könnte sie mich überhaupt nicht leiden, weil sie mich nicht richtig einschätzen kann.

Ungefähr so, als dächte sie über mich - was issen das für ne Tussi und so ein Weichei - Neeee, die brauch ich nicht, die lass ich nicht an mich ran.

Unsere Blicke wichen lange voreinander aus. Ja, ich traute mich gar nicht, Ihr in die Augen zu gucken. Aber warum eigentlich? Ich hatte keine Angst vor ihr. Aber ich merkte, ihr sollte ich lieber nicht zu nahe treten.

Vom Äußeren her erinnerte sie mich im ersten Moment an unsere Catcherlady von der Disko, die mich damals mächtig mies angemacht hat, nur weil meine Freundin einen Aufnäher einer verhassten Fußballmanschaft auf der Jeansjacke hatte. (Das waren noch Zeiten )

Also beobachtete ich sie erst einmal ganz unauffällig. So, dass ich absolut nichts mit ihr zu tun haben wollte, war es auch nicht.

Als nächstes fiel mir im Frühstücksraum auf, dass sie gerne ein paar coole und lockere Sprüche losließ. Das fand ich nicht schlecht.

Doch, dass sie gemeinsam mit Matze über jeden ablästerte, fand ich unangenehm. Da fühlte ich mich unwohl, weil ich dachte, was sie wohl an mir rummäkeln würde.

Naja, wenn mich dann Menschen doch interessieren, lasse ich ja nicht locker ;o). Als sie an einem Morgen mit der Aufschrift "Feuerwehr für immer" auf der Jacke in den Speiseraum kam, sprach ich sie an. "Du Viola, bist Du bei der Feuerwehr?". Das erste mal sah ich ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht. Es sprach wirklich Stolz aus ihrer Stimme, als sie mir sagte, dass sie das lange war. Ich fand das so toll, dass ich es ihr auch zeigte. Stellt Euch mal vor, die Viola hat schon echte Brände gelöscht - als Frau. Aber ich konnte es mir bei ihr gut vorstellen. Schon von der Statur her und auch bei ihrer Art.

Und schon war das Eis gebrochen. Ich lächle gerade.

Als es dann später Kathrin und mir auf Station zu brenzlig wurde und ich ja gegangen bin, tröstete sich Kathrin damit, dass sie die Schwestern bitten wollte, dass Viola zu ihr ins Zimmer verlegt wird. Ich muss Euch dazu sagen, dass ich mit Kathrin zum Schluss auf einem Zimmer lag und sie auch fürchterliche Angst vor den zwei agressiven Typen hatte. Mit Viola als meiner Nachfolgerin auf unserem Zimmer fühlte sie sich sicherer.


Ein kleiner Brief:

Hallo Tanja, schön von Dir zu lesen :o).

Ja, ich hab ein wunderschönes entspanntes Wochenende vor mir. Wir gehen nachher ein bisschen durch unsere Wohngegend und ich gucke mir an, was sich alles in den letzten zwei Wochen verändert hat. Ich war nämlich wieder in meiner Klinik und das hat mir sooo gut getan. Obwohl es diesmal eine geschlossene Abteilung war (das ließ sich wegen Arztwechsels nicht vermeiden), hat mir der Aufenthalt sehr viel gebracht. Ich habe mit einer Medikamentenumstellung begonnen und fühle mich viel wacher, als die letzten Jahre. Und angenehmen Schwung konnte ich auch mitnehmen, da ich eine wunderbare Bettnachbarin hatte, die mich sozusagen ganz liebevoll in den Hintern getreten hat, so dass ich sogar das erste Mal seit Jahren wieder in einer Boutique war. Es war eine sehr schöne Gemeinschaft, wir haben uns gegenseitig sehr gut getan.

Geschlossene Abteilung hört sich erst einmal sehr krass an, stimmts Tanja. Aber wir nicht so sehr Verwirrten konnten ja trotzdem ein und aus gehen, wie wir wollten. Nur, dass wir immer klingeln mussten, weil dann von den Schwestern eine Schleuse aus zwei Türen geöffnet werden musste.

Es war wieder eine ganz andere Erfahrung. Es liefen da den ganzen Tag zwei sehr verwirrte junge Männer durch die Flure und hämmerten teilweise gegen die Tür, weil sie raus wollten. Es war nicht leicht, damit umzugehen. Ich fühlte mich von denen auch teilweise beobachtet und abgecheckt. Besonders, wenn ich sehr ängstlich an ihnen vorbei ging. Machte aber die Erfahrung, dass sie mir leicht auswichen, wenn ich sehr selbstbewusst und sie ignorierend an ihnen vorbei ging.

Das war schon teilweise harter Tabak. Letztendlich unterhielt ich mich gestern mit einer Schwester und sie erklärte mir, auf mein Nachfragen, dass es keine 100 prozentige Sicherheit für uns Mitpatienten gibt. Daher entschloss ich mich sehr spontan, wieder nach Hause zu gehen.

Ich verstehe das nicht. Es kann doch nicht sein, dass gefährliche und nicht gefährliche Verwirrte zusammen auf einer Station sind. Und selbst der Oberarzt sagt, dass die Belegschaft erst handeln darf, wenn etwas passiert ist. Das heißt, erst dann wird der rote Knopf gedrückt und innerhalb von 2 Minuten ist die ganze Belegschaft der Klinik auf der Station. Dass dann die Polizei auch hinzukommt, ist ja selbstverständlich.

Dieses geringe Restrisiko hat mir gestern gereicht, um nicht mehr dort sein zu wollen.

Da es aber eine ganz tolle Klinik ist. Haben die Ärztin und die Schwestern mich verstanden und es war überhaupt kein Problem so doch recht Hals über Kopf abzureisen.

Ich hatte da mit einer sehr erfahrenen Schwester gesprochen. Sie arbeitet bestimmt schon 30 Jahre in einer Psychiatrie. Sie zeigte mir sehr deutlich, dass es wirklich für mich besser ist, zu gehen. Dafür musste ich sie einfach mehrmals dankbar drücken. Ich hatte mich schon vorher sehr gut mit ihr verstanden. Sie ist ein richtiger Spaßvogel.

Ja, und nun bin ich wieder zu Hause und das fühlt sich richtig schön an.

Meine Prioritäten, was die Zeiteinteilung betrifft, haben sich nun auch etwas verschoben. Ich werde nicht mehr den ganzen Tag nur auf der Couch sitzen und stricken. Nein, ich werde auch wieder in die Stadt gehen und bummeln. Außerdem endlich wieder ein paar Pflichten im Haushalt übernehmen. Und mal sehn, was ich noch so für Ideen für meine Freizeit habe. Du Tanja, ich merke endlich wieder, dass ich lebe. Dafür bin ich so dankbar.

Aber ein Strickprojekt habe ich totzdem noch auf den Kisten an meiner Couchecke liegen - eine Fischermütze für meinen Kleinen. Die sind doch jetzt bei den jungen Leuten sowas von in. Darauf freue ich mich schon, denn ihm standen schon als Kind die verrücktesten Mützen.

Liebe Tanja, ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und bin schon gespannt, wie die tollen blauen Stulpen aussehen werden.

Freitag, 14. Juli 2017

Ich hab so viel im Kopf,

so viele gute, positive Gedanken und wirklich erleuchtende Erkenntnisse.

Dieser Klinikaufenthalt war mein allerbester.

Mir geht es sooo gut. Ich muss nur noch all diese Erkenntnisse, Gefühle und Gedanken in der nächsten Zeit im Kopf sortieren.

Dies werde ich bestimmt hier tun, denn Schreiben ist mein Elixier. Das wisst Ihr ja.

Auch wenn ich Angst hatte auf Station (heute höllische Angst) - ich hab so liebe und wundervolle Menschen kennengelernt. Von denen werde ich Euch auch nach und nach erzählen. Das sind sie einfach wert.

Meine Augen strahlen, wenn ich an diese Menschen und meine Erlebnisse mit ihnen denke.

Wenn ich hier gerade vor dem Computer sitze, schweifen meine Gedanken oft ab und ich denke an Alex, Kathrin, Isi, Matze, Angelika, Herrn A., Steffen, Anna - Friedrich und Viola nicht zu vergessen. Von all denen werde ich Euch berichten.

Aber ich werde auch nicht die zwei jungen Männer vergessen, die so mit ihrer Krankheit gestraft sind und mir so einen heiden Schrecken eingeflößt haben, dass ich Hals über Kopf mit Sack und Pack aus der Station geflüchtet bin. Auch davon werde ich Euch in den nächsten Tagen berichten.

Ich muss schon gerade schmunzeln, denn ich weiß, ich bin heute Stationsgespräch Nummer 1 bei den Schwestern und auch bei den Mitpatienten.

Und ich kann nur diese Klinik loben. Sie hat so ein wunderbares Konzept, so dass ich zum Beispiel einfach so heute gehen konnte und mir sogar noch die Tabletten fürs Wochenende hinterher getragen worden. Aber auch davon später mehr.

Zu meiner neuen Freundin Kathrin würde ich jetzt sagen: "NEEE meine Kleene, ich bin nicht in der Psychose, ich bin nur so gut drauf, wie lange nicht mehr.". Ach was haben wir zwei Zimmerkolleginnen die letzten Tage gemeinsam gelacht, gekämpft, uns gegenseitig unterstützt und zum Schluss sind auch ein paar Tränen geflossen.

Was war das heute für ein verrückter Tag.

Und deshalb gehe ich jetzt zu meinem Schatz auf die Couch und wir pusten mal beide kräftig durch.

Tschüssi, Ihr ;o)

Wir Patienten sind in einer geschlossenen Abteilung

nicht zu 100 Prozent geschützt vor Mitpatienten, die gewalttätig werden könnten.

Das haben mir mehrere Schwestern bestätigt. Und wenn auch nur ein Restrisiko von einem Prozent übrig bleibt, dass ich doch verletzt werden könnte. Das reicht mir.

Deshalb bin ich heute nach Hause gegangen. Ich hab mich einfach nicht mehr sicher gefühlt.

Mehr berichte ich Euch in den nächsten Tagen.

Und keine Angst, ich bin unversehrt. ;o)

Ich fühle mich wieder pudelwohl zu Hause und habe in den zwei Wochen viele neue Erkenntnisse mitgenommen. Mir geht es sehr gut. Ich bin wieder aktiv und voller Lebensfreude. So, wie schon lange nicht mehr.

Ich freue mich darauf, was noch alles für mich kommt.

Sonntag, 9. Juli 2017

Ein kurzer Gruß von mir,

da ich noch bis heute zeitigen Nachmittag zu Hause bin.

Mir geht es gut, es könnte aber aus einem bestimmten Grund besser gehen. Und dieser Grund ist, dass diesmal meine Bettnachbarn ein riesiges Problem mit meinem Schnarchen haben. Sie können nicht richtig schlafen und ich auch nicht. Seit über einer Woche habe ich viel zu wenig Schlaf. Gerademal eine Nacht, in der ich das 3. Bett in einem Zweibettzimmer war, habe ich ausreichenden Schlaf bekommen. Und das ist nicht gut. Ich merke es daran, dass ich wegen Übermüdung überdreht und sehr unkonzentriert bin. Das sind ja bei mir die ersten Anzeichen einer Psychose.

Auf der Station gibt es nur wenige Einbettzimmer und diese sind alle mit sehr schweren Fällen belegt. Das tut auch meiner Ärztin leid, aber ist nicht zu ändern. Zumindest durfte ich an diesem Wochenende für 24 Stunden nach Hause, so dass ich mal richtig ausschlafen konnte.

Wir werden sehen, wie das weiter geht. Ich überlege schon, als Tagespatient in die Klinik zu gehen. Muss das aber erst morgen bei der Visite besprechen. Denn da es doch auf eine Medikamentenumstellung hinaus hinausläuft, weiß ich nicht, ob ich da über Nacht zu Hause sein kann.

Ansonsten tut mir meine Klinik mit der Struktur durch den vorgegebenen Tagesablauf sehr gut. Es ist ja dieses Mal eine andere Station, da ich eine neue Ärztin bekommen habe. Aber, wie immer komme ich sehr gut mit den Schwestern und Pflegern zurecht. Sie sind sehr nett. Und meine Ärztin ist einfach nur super.

Mich an die Mitpatienten zu gewöhnen, dauert noch ein bisschen. Aber das kenne ich auch von anderen Aufenthalten.

Auf jeden Fall habe ich kein Problem mit den besonders schwer und sehr auffälligen Kranken. Ich hab da meine Strategie, sie freundlich zu ignorieren. Ich bin eben diesmal auf einer geschlossenen Abteilung, weil meine Ärztin dort ist. Habe auch kein Problem, dass ich jedes Mal klingeln muss, damit die Stationstür geöffnet wird.
Da meine Klinik ein sehr moderner Bau ist, hat diese Station sogar einen kleinen, sehr schön begrünten Innenhof. Aber ich kann ja auch jeder Zeit in den wunderbaren Klinikpark gehen und nach Ende der Therapien am Nachmittag sogar in die Stadt. Was ich aber in der ersten Woche noch nicht genutzt habe.

Ich habe auch nur ein bis zwei Therapien am Tag. Außer in der Ergotherapie, wo ich stricke, bin ich noch in der Garten- und Tanztherapie.

Die Gartentherapie ist körperlich bei diesen Temperaturen eine große Herausforderung für mich. Wichtig ist dabei, dass ich genug zu Trinken mit habe und mir immer mal ein Päuschen im Schatten gönne. Diese Therapie geht anderthalb Stunden. Ich habe am Montag Mohnblumenkapseln abgeknipst und von den Rosen die verblühten Blüten abgeschnitten. Das hört sich total entspannt an. Wäre es auch gewesen, wenn ich nicht körperlich so total unfit wäre, so dass das ständige Bücken in der prallen Sonne schon sehr anstrengend war.

Die Tanztherapie hat mich in dieser Woche sehr berührt. Die Musik hat etwas in mir ausgelöst, so dass ich auch weinen musste. Die Last meiner Krankheit kam in dem Moment richtig in mir hoch. Aber man wird da ja von der Therapeutin gut begleitet.

So, nun habt Ihr einen kleinen Einblick bekommen, was zurzeit meinen Alltag ausmacht. Ich wünsche Euch eine gute Woche und bin dann mal wieder weg.

(Ich lese in der Klinik in meinem Blog, komme aber nicht zum Schreiben. Tschüssi)