Komm, tauch ein, auch hier kann es so richtig gemütlich sein!

Dienstag, 5. April 2016

Ich sitze hier

vor dem Computer und schaue lächelnd auf die letzten Tage.

Es ist Frühling geworden. Die Sonne lacht. Überall die Osterglocken, Hyazinthen - sogar eine frühe Tulpe hab ich schon entdeckt. Den halben Tag sind die Fenster auf und lässt fröhliches Vogelgezwitscher in unsere Wohnung dringen.

Und ich kann es genießen.

Der erste Frühlingsbeginn seit vielen Jahren ohne Qualen für mich.

Ganz vorsichtig schreibe ich das hier. Kann es kaum glauben.

Was ist passiert? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es die hohe Dosis des Bedarfsmedikamentes, die ich zurzeit wegen der Psychose nehme? Nein, ich weiß es nicht.
Können es die sehr intensiven Gespräche mit meinem Pfleger von der Ambulanten Psychiatrischen Pflege gerade in die Richtung der Nervenqualen bewirkt haben?

Auch wenn ich das hier so schreibe, ich denke nur am Rande darüber nach. Kommt die Frage auf: Wird es morgen auch noch so schön sein? Dann rufe ich mir ins Gewissen, den Moment zu genießen, den Tag. Und mach es auch.

Die Psychose hab ich schnell in den Griff bekommen und bin sehr stolz darauf, dass ich dies das erste Mal zu Hause geschafft habe. Es war sehr intensiv, in dieser Phase so nah bei meinem Schatz zu sein. Wie eine kleine Katze habe ich immerzu seine Nähe gesucht. War er am Computer, legte ich mich in dieses Zimmer zu ihm. Wechselte er zum Fernseher, legte ich mich auf die Couch. Erst als die Müdigkeit alle Unruhe nahm, ging ich allein ins Bett.
Sehr geholfen hat auch der Umstand, dass ich den Pflegedienst sogar am Wochenende über das Bereitschaftstelefon anrufen konnte. Und der Pfleger hat mir Mut gemacht, es durchzuhalten.

Seit gestern reduziere ich nun langsam wieder das Bedarfsmedikament. Ich war auch heute in meiner Gruppe. Hinfahren ließ ich mich noch, aber zurück habe ich den Bus genommen. Auch ein Zufriedenheitsfaktor.

Ich bin noch dabei, für mich die richtige Dosis der Aktivitäten zu finden. Sauge die Tipps des Pflegers auf und brauche noch eine Weile, diese in meinem Kopf zu sortieren. Ja, ich will immer noch was ändern und an mir arbeiten.

Liebe Brigitte, Danke, dass Du auch in dieser Zeit liebe Worte für mich gefunden hast. Fühl Dich umarmt!!!!

So, und nun reicht wieder die Dosis Computer. Deshalb freue ich mich jetzt auf das Stricken mit Vogelgezwitscherbegleitung. Heute hab ich wieder viel erreicht. Dafür bin ich dankbar.