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Sonntag, 17. Juni 2012

Folgende Therapien halfen mir bei dem Klinikaufenthalt:

Moto-Wasser-Therapie

Das war langsam ausgeführte leichte Gymnastik im Wasserbecken. Wir waren nur 3-4 Leutchen und es wurde von der Physiotherapeutin immer wieder nachgefragt, wie es uns ging. Sie forderte uns im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wo ich am Anfang noch Schwierigkeiten hatte, die Übungen schneller auszuführen und meine sagen wir mal Gliedmaßen richtig zu koordinieren, ging es mit der Genesung bei mir immer flüssiger. Und ich hatte wirklich Spaß daran. (Der Muskelkater danach störte mich nicht wirklich ;o) )

Bewegungstherapie


Wir saßen dabei auf Hockern. Aber denkt nur nicht, das war "Pillepalle"! Setzt Euch mal auf einen Hocker und bewegt z.B. Euer rechtes Bein so lange von vorn nach hinten, bis es brennt und dann nochmal das Ganze fünf mal. Außerdem wurden in die Runde nacheinander 5 verschiedenfarbige Bälle gegeben - jeder Ball war Symbol für eine Übung - und davon absolvierten wir mehrere Runden im Hockerkreis (das war gleichzeitig ein Konzentrationstest).

Frühsport


Das hieß für mich 6.15 Uhr vom Wecker geweckt werden - Duschen und Zähneputzen - viel zu zeitig am Treffpunkt Tischtennisplatte sein - und ca. 10 Minuten im Klinikpark strammen Schrittes laufen. Danach waren die müden Geister auf jeden Fall geweckt.

Strukturgruppe in der Ergotherapie


Wichtig, um wieder Struktur in mein Gedankenchaos zu bekommen (wobei dazu auch der strukturierte Therapieplan insgesamt beitrug). Diese Therapie hatte ich jeden Tag von Montag bis Freitag eine halbe Stunde lang. Die Ergotherapie bietet dafür verschiedene Techniken an. Dazu gehören z.B. Körbe flechten, Seidenmalerei, Speckstein bearbeiten, Makramee, verschiedene Holzarbeiten u.a..
Ich wurde dieses Mal dazu "verdonnert" ein paar Armstulpen zu stricken. Das forderte meine Ausdauer und meine Geduld. Die Geduld deshalb weil ich wegen eines Absprachefehlers einiges wieder aufribbeln musste - GRRRRRR!!!!!! - ich ribble wirklich sehr ungern (die schöne Arbeit!!!!!!!). Da ich nur nicht ganz 3 Wochen blieb, vollendete ich mein Werk nicht, aber ich habe eine würdige Nachfolgerin bekommen.

Sprache und Spiel


Eine halbe Stunde lang Konzentrationsspiele. Kennt Ihr die Montagsmaler (einer malt einen Begriff ohne Buchstaben an die Tafel und die anderen raten) - ich hatte den Begriff "Eine Kassiererin tippt Preise in die Kasse" - HOHO, da war Kreativität gefragt.
Ein anderes Spiel, war ein Märchenquiz. Und noch andere lustige Sachen.
Mit Freude und Spaß die Konzentration schulen und bemerken, dass man trotz durchstandener Psychose auch das noch ganz gut kann.

Morgenbegegnung


Eine Versammlung der Patienten an jedem Morgen nach dem Frühstück, um Probleme und Fragen anzusprechen, wichtige Änderungen der Therapien mitzuteilen, Frisörtermine zu vergeben (ja auch das ist wichtig :o) ) und gemeinsam abzusprechen, was wir einmal in der Woche bei der "Aktivität in der Gemeinschaft" unternehmen wollen.

Aktivität in der Gemeinschaft

Gemeinsame Unternehmungen der Patienten einer Station. Da wurden dann solche Ideen ausgeführt wie Spaziergang zum nahen Tierpark oder Wochenmarkt, gemeinsam eine Erdbeertorte backen und dann aufessen oder gemeinsam chinesisch Tischtennis spielen. Diese Therapie ging ca. eine Stunde.

Visite (nun ja, keine Therapie, aber sehr hilfreich)

Sie fand zweimal wöchentlich statt. Einmal montags beim behandelnden Therapeuten zur Absprache der Therapien, Terminvergabe für Einzelgespräche und für die Ansprache von Sorgen und Nöten. Das zweite Mal donnerstags vor einem Ärzte- und Therapeutengremium (sehr aufregend!!!!!). Da wurde dann auch immer der Wochenendausgang festgelegt (am ersten Wochenende wollte ich in der Klinik bleiben und am 2. war ich 24 Stunden zu Hause).

Einzelgespräche mit der Psychologin

Die konnten schon einmal eine Stunde lang gehen. Bei mir wurde aufgearbeitet, was zur Psychose führte und erarbeitet, was ich dafür tun kann, dass nicht so schnell wieder eine kommt. Dabei kam mir auch die Idee mit einem Notfallpass für mich.

Fazit aus meinem letzten Klinikaufenthalt (28.05. bis 15.06.2012)

Es war gut, dass ich den Schritt in die Klinik gegangen bin. Dieser war gerade noch rechtzeitig, da ich schon sehr verwirrt war und aus dem unwirklichen Gedankenkarussel nicht mehr alleine rausgekommen bin.

Nach einer Woche klang die Psychose ab. Grund dafür war die hochdosierte regelmäßige Gabe meines Bedarfsmedikamentes Truxal (welches beruhigend und gedankenausgleichend wirkt ohne abhängig zu machen) und die Ruhe sowie die Strukturierung des Tagesablaufes in der Klinik.

Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Grund dafür war, dass ich die Schwestern alle schon kannte und sich mich. Ich wurde von ihnen sehr warmherzig aufgenommen und der Stationsarzt (welcher auch mein ambulanter Arzt ist) hat mich mit meiner Angst vor dieser Psychose sehr ernst genommen. Er hat auch sehr schnell erkannt, dass sich bei mir außerdem eine Depression anbahnte. Diese konnte durch die Erhöhung des Antidepressivums Trevilor von 75 mg auf 150 mg abgewandt werden.

Ein weiterer Grund dafür, dass ich mich so wohl fühlte, war die Gemeinschaft der Patienten auf meiner Station. Es war ein sehr angenehmes Klima. Besonders fiel mir dieses Mal die gegenseitige Hilfsbereitschaft sehr positiv auf.

Ich ging mit einem sehr angenehmen Gefühl in mir nach Hause - gestärkt, zuversichtlich, voller Energie - und insbesondere - OHNE PSYCHOSE.

Mein Notfallpass:

Alarmzeichen:

  • viele Gedanken auf einmal
  • Rastlosigkeit
  • verwirrte und unwirkliche Gedanken
  • Black Out gehäuft
  • stark eingeschränkte Konzentration
  • viel weniger Schlaf als üblich
  • unstillbares Weinen
Maßnachmen:

  • Truxal 15-30 mg nehmen
  • Ruhe bewahren
  • mit meinem Süßen sprechen
  • Psychiatrische Ambulanz anrufen
  • mit meinem Psychiater sprechen
(Dieser Pass kommt zusammen mit einer Medikamentenliste in meine Dokumentenmappe, welche ich immer bei mir trage.
Den Tipp dafür habe ich aus meiner Selbsthilfegruppe, die ich auch während des Klinikaufenthaltes besuchen konnte)