Komm, tauch ein, auch hier kann es so richtig gemütlich sein!

Donnerstag, 7. April 2016

Ich bin

am mich neu Finden. Habe nach einem langen Gespräch mit meinem Schatz aber eingesehen, dass ich dies langsam angehen muss. Sonst übernehme ich mich schnell, so wie in den vergangenen Wochen.

Ich bin dabei, viele Einsichten über mich zu verstehen, welche mir nie so bewusst waren. Teilweise ist es mein Charakter und auf der anderen Seite hat sich da in den letzten Jahren etwas entwickelt, was für mich nicht förderlich ist. Im Gegenteil, dies beeinflusst meine Krankeheit negativ.

Da wäre zum Beispiel die geliebte Komfortzone, in die ich mich in den letzten Jahren am liebsten den ganzen Tag, jede Woche wiederkehrend zurückgezogen habe. Meine Komfortzone sieht so aus: Keine Pflichten, keine Herausforderungen, keine schwierigen Aufgaben, am besten den ganzen Tag auf der Couch stricken und dabei daran erfreuen, was ich für Freude bereite. Das ist auch schön und angenehm und die pure Erholung zwischen den Tagen mit Qualen. Aber das fördert weder meine körperlichen noch bestimmte geistige Fähigkeiten. Da wären Motorik, Kraft, Gewandheit, Stressbewältigungsfähigkeit, Stoffwechsel, die Fähigkeit im Straßenverkehr den Überblick zu haben. Um nur einige zu nennen.
Ich habe kein Gleichgewicht mehr gehabt, zwischen Fordern und Entspannen. Ich hab mich nur entweder durch den Tag gequält oder entspannt.

Besonders im letzten Jahr kam in mir immer wieder das Gefühl auf, ich habe den letzten Abschnitt meines Lebens erreicht. Fühlte mich wie Mitte 80, wenn man nur noch die letzten Tage einfach genießen will (so stelle ich es mir jedenfalls vor).
Das Zurücklehnen wurde mir auch sehr einfach gemacht, weil mir mein Schatz wirklich alles abgenommen hat. Das war angenehm, halt die Komfortzone. Stille halten und nur nicht bewegen. Herausforderungen brauchte ich nur ab und zu durch die Handarbeiten, indem ich mir neue Anleitungen durchgearbeitet habe.

Mein Pfleger hatte vorige Woche versucht, mir das zu erklären. Aber ich stand auf dem Schlauch. Ich habe zwar verstanden, dass er mir sagen wollte, das Gleichgewicht zwischen Herausforderungen, Steinen im Weg sowie schwierigen Aufgaben des Lebens und dem Entspannen ist wichtig. Aber ich konnte es nicht verinnerlichen, es fühlte sich für mich nicht wie eine Erkenntnis die mir nützt an. Ich verstand nicht im Inneren. Bestimmt weil ich meine Dauer-Komfortzone sehr lieb gewonnen habe.

Erst nach dem Gespräch mit meinem Schatz hat es klick gemacht. Ich kapierte es auch innerlich. Zog den Vergleich mit dem Ying und Yang. Sah mich auf einmal mit anderen Augen. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr fähig war Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen, Herausforderungen mit Freude auf die Lösung zu betrachten. Ich hatte auch nur noch Grund stolz zu sein, weil ich eine schöne Handarbeit geschaffen hatte. Andere Gründe hatte ich nicht mehr. Und das Schlimme, dabei ist auch mein Körper gealtert. Ich kann mit 50 nicht mehr in die Hocke gehen. Ich kann nicht mehr gut reagieren, wenn ich am Hinfallen bin, um mich vor Verletzungen zu schützen. Wann bin ich eigentlich das letzte Mal gerannt? Ich puste schon bei etwas schnellerem Schritttempo, ETWAS schnellerem! Denn ich hab mir langsames Laufen angewöhnt.

Gut, einiges davon liegt vielleicht auch an der Krankheit oder den Medikamenten. Aber mir ist klar geworden, nicht alles. Vieles liegt an mir.

Wie gesagt, das hat sich über ca. 2 Jahre so aufgebaut. Und nun möchte ich mir einen Plan überlegen, wie ich das allmählich, ohne mich total zu überfordern, ändern kann. Ja, ich muss es langsam angehen, aber ich möchte sofort anfangen.

Das andere Problem ist mein Hereinsteigern, wenn es mir schlecht geht. Ja, ich habe nun endlich eingesehen, dass ich eine Drama-Queen bin. Und es kommt auch immer wieder das ABER hoch, ABER es sind doch unerträgliche Qualen. Doch jetzt habe ich mir ja schon ein paar Strategien erarbeitet. Ablenken durch Ausmalen und dadurch entspannen. Achtsamkeit beim Betrachten, Beobachten oder Hören. Und dann sagte mein Arzt letztens noch: In dieser Zeit besonders für mich sorgen. Mir fällt das das wirklich sehr kuschlige Kissen meiner Freundin ein, in welches sie sich reinkuschelt, wenn es ihr schlecht geht. Oder ein Aromabad.
Ablenkung durch schwierige Handarbeitsprojekte hat mich ja letztendlich Anfang des Jahres auch die Qualen ertragen helfen. Besonders auch durchzuhalten und nicht aufzugeben.

Die Handarbeiten bleiben auch mein größtes Hobby, genau wie mir das Schreiben hier im Blog immer wieder wichtig ist.
ABER!!!!! Ich möchte mich wieder am Haushalt beteiligen. Dies ist auch aus der Sicht wichtig, weil mein Schatz auch seine Grenzen hat.

Jetzt erst einmal ein Päuschen, es folgen weitere Überlegungen.

Es gibt wirklich einiges zu tun für mich. Schön!!!

Und jetzt setze ich mich mit einem Kaffee neben meinen Schatz auf die Couch und stricke Socken. Mit richtig gutem Gewissen. Denn ich hab heute schon einiges geschafft. Zum Beispiel war ich beim HNO-Arzt, weil ich immerzu huste. Somit kann ich einen wichtigen Arztbesuch auf meiner Prioritätenliste abhaken. 3 weitere Termine  bei anderen wichtigen Ärzten hab ich schon vereinbart ;o).

So, nun aber: Stricknadeln ich komme!!!! Tschüssi :o)