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Samstag, 5. September 2015

Nachdem ich

im Juni/Juli in der Tagesklinik gemerkt hatte, zu was ich noch alles fähig bin, hatte ich mir so fest vorgenommen, diesen Schwung mit nach Hause zu nehmen.

Die ersten 3-4 Wochen klappte das auch gut.

Doch nun hänge ich schon wieder 4 Wochen in einem tiefen dunklen Loch. Migräne und Nervenqualen wechseln sich weiter ab.

Gestern Mittag hab ich mich mal aufgerafft und wir waren beim Chinesen um die Ecke. Das war sehr anstrengend, weil die Nerven einfach nicht mitspielen wollten. Danach habe ich erstmal ein paar Stunden geschlafen.

Ich klammere mich an meine Stricknadeln, sie geben meinem Tag einen Sinn. Dass wenigstens das Stricken noch geht, darüber bin ich froh.
Jetzt habe ich gerade eine Ballonmütze für meinen Kleinen auf den Nadeln. Diese habe ich schon fünf Mal wieder aufgedrottelt, weil die Größe nicht stimmte. Doch jetzt sieht es ganz gut aus.

Wenn ich mich von meinen Qualen ablenken wollte, saß ich auch viel am Computer und habe mich über Wolle ohne Schadstoffe informiert. Da habe ich einiges zusammen getragen. Ich hatte eigentlich die Idee, diese Informationen zu sortieren und hier zu notieren ... aber dazu fehlt noch der Schwung.

Alles stockt. Zwei ehemalige Kolleginen warten noch auf einen Besuch von mir. Eine Bekannte aus der Klinik hat mir schon einige Male geschrieben, dass sie mich gern mal wieder treffen möchte. Doch ich bin wie gelähmt, schaffe es nicht mal, eine kleine Runde um den Block zu gehen.

Ich hab schon überlegt, wie es wohl wäre, wenn ich jetzt in der Klinik wär. Ich weiß nicht, ob ich jetzt die Therapien schaffen würde.

In knapp drei Wochen hab ich Termin bei meinem Psychiater. Der wird nicht gerade begeistert sein.

Aber es geht einfach nicht.

Ich denke oft an den Selbstmord meines Vaters, verstehe es, sehe es aber nicht als meinen Weg.

Ich kämpfe darum, dass auch wieder bessere Tage kommen werden. Ich halte durch, mache, so gut ich kann, das Beste draus.

Der Anruf meines Sohnes vor einer Woche, dass er sich eine Ballonmütze wünscht, wo seine langen Haare drunter passen. Meine kleinen Ideen für Weihnachten (meist Socken). Diese Dinge lassen mich nach vorn gucken. Geben meinem beschränkten Leben einen Sinn.
Und natürlich nicht die Liebe meines Süßen zu vergessen!!!!!

"Denken Sie auch mal an sich" - diese Worte hat mir mein Psychiater bei der Entlassung mit auf den Weg gegeben. Doch vor allem tut es mir gut, für andere Dinge mit meinen Händen zu erschaffen. Erst dann werden die Qualen etwas erträglicher. Erst damit kann ich nach vorn gucken.

Es tut mir leid, dass es heute so ein trauriger Post ist. Eigentlich wollte ich nur kurz schreiben, dass es noch keine Änderung bei mir gibt.

Ehe ich jetzt noch trauriger werde, gehe ich mal schnell ins Wohnzimmer zu meinem Schatz, setze mich in meine Couchecke und stricke an der Mütze weiter. Bald kann ich das zweite Knäuel anfangen, das heißt, mein Sohn hat bald eine neue Mütze.

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